Regierungserklärung
Aufgaben anpacken!
Der Erste Bürgermeister hat in seiner Regierungserklärung
erfreulicherweise eine funktionierende Wirtschaft in das Zentrum seiner
Ausführungen gestellt. Wir sehen darin eine Voraussetzung
dafür, unseren Wirtschaftsstandort auf seinem Weg, sich unter den
führenden europäischen Wirtschaftsmetropolen zu behaupten und
zu entwickeln, weiter voranzubringen. Hierfür bietet unsere
Handelskammer dem Senat wie seinen Vorgängern die enge
Zusammenarbeit zum Wohle der Menschen und ihrer Arbeitsplätze an.
Dabei wünschen wir uns insbesondere die intensive Zusammenarbeit
in den Bereichen Mittelstandspolitik, Hafenausbau, Technologie- und
Flächenpolitik sowie Medien und Tourismus.
Im Vordergrund stehen vor allem folgende Themen:
- Bei der Hafenentwicklung geht es um den schnellstmöglichen
Abschluss des Planfeststellungsverfahrens für die
Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe und den
anforderungsgerechten Ausbau der Hafen-Umschlagskapazitäten. Wir
begrüßen es sehr, dass der Bürgermeister diese Felder
praktisch zur Chefsache erklärt hat.
- In der Innovations- und Technologiepolitik brauchen wir die
Einrichtung von an der Clusterstrategie orientierten Technologieparks.
Die Überlegungen zur Schaffung eines „Silicon Valley“
im Bereich modernster Umwelttechnologie sollte hier ein Beispiel sein.
- In der Mittelstandspolitik streben unsere Handelskammer und die
Handwerkskammer mit dem Senat eine „Mittelstandsallianz
III“ an, in der aktuelle mittelstandspolitische Anliegen der
Wirtschaft aufgenommen werden. Es geht dabei nicht zuletzt um
ausreichende Gewerbeflächen in attraktiver Lage gerade für
kleinere und mittlere Unternehmen.
- Vor diesem Hintergrund findet die Ankündigung, die Schaffung
von Wohnraum zu einem Schwerpunkt der Senatspolitik zu machen, unsere
Zustimmung. Wenn wir eine wachsende Stadt sein wollen, müssen
jedes Jahr nicht 4000, sondern 6000 Wohnungen hinzukommen. Allerdings
muss besonders im Falle einer Umwidmung von Gewerbegebieten immer
zeitnah ein Ausgleich in Form neuer Industrie- oder Gewerbeflächen
geschaffen werden. Schließlich wollen und brauchen die Menschen
nicht nur Wohnraum, sondern auch einen Arbeitsplatz.
- Wir stimmen mit dem Senat schließlich darin überein,
dass mit der Auszeichnung Hamburgs als „Europäische
Umwelthauptstadt 2011“ große Chancen im Bereich des
internationalen Marketings für unseren Standort verbunden sind.
Aus unserer Sicht ist es zwingend notwendig, dass in diesem Rahmen das
Gütesiegel „Umwelt-Technologie made in Hamburg“
offensiv vermarktet wird.
Im Vordergrund der Senatspolitik wird darüber hinaus die Politik
einer nachhaltigen Haushaltskonsolidierung stehen müssen. Dabei
muss es gelingen, den Grundstock für einen Abbau des strukturellen
Defizits zu legen, die Neuverschuldung zurückzuführen und
mittelfristig den Einstieg zum Schuldenabbau zu sichern. Nur so wird
auf Dauer politischer Handlungsspielraum zum Wohle unserer Stadt
zurückgewonnen. Nach unserer festen Überzeugung kann dieser
Weg für Hamburg aber nur dann zum Erfolg führen, wenn
Sparmaßnahmen vermeiden, dass Quellen wirtschaftlicher
Wertschöpfung unserer Stadt beeinträchtigt werden, die
zugleich Garant für Beschäftigung und künftige
Steuereinnahmen sind.
Unsere Handelskammer hat die Halbzeitbilanz des Vorgängersenats
mit den Worten beschrieben, dass dieser Senat Chancen ergriffen, doch
auch einige ausgelassen habe. Insofern sehen wir den gewissen
Zeitdruck, unter dem der neue Senat steht, als förderlich an,
soweit er die Einsatz- und Entscheidungsfreude erhöht.
Frank Horch
Präses der Handelskammer Hamburg
hamburger wirtschaft, Ausgabe Oktober
2010