Commerzbibliothek
Neue Zeiten
In diesem Jahr wird die
Commerzbibliothek 275 Jahre alt. Neben einem vielfältigen
Veranstaltungsprogramm ist das wohl größte Projekt
des Jubiläumsjahres ein umfangreicher Umbau.
Umbauten und Umzüge sind für die Commerzbibliothek
nichts Neues. In ihrer turbulenten Geschichte wechselte sie mehrfach
ihren Standort, bevor sie 1962 die heutigen Räume bezog. Doch
der Wandel durch das Internet und die neue Aufgabe als
Hochschulbibliothek der HSBA Hamburg School of Business Administration
stellt sie vor weitere Herausforderungen. Damit bleibt die
Commerzbibliothek ihrer Tradition treu, Wissen für die
Wirtschaft bereitzustellen, die sich stets im Wandel befindet.
Zwei Jahre nach ihrer Gründung fand die Bibliothek ihre erste
Heimat in der Alten Ratswaage am Nikolaifleet. Schon bald platzte sie
aus allen Nähten, und das Gebäude erhielt ein
weiteres Stockwerk. Baumeister war der damalige
„Stararchitekt“ Ernst Georg Sonnin, der Erbauer der
Michaeliskirche. Er übernahm auch die Innenausstattung der
Commerzbibliothek, die so prächtig war, dass in den
Räumen sogar Prinzen und Fürsten empfangen wurden.
Doch schnell wurde der Platz schon wieder knapp, und der
Bibliotheksverwalter verwahrte einen Teil der Sammlung gegen Miete bei
sich daheim.
1841 zog die Commerzbibliothek schließlich in das neue
Börsengebäude am Adolphsplatz, das auch im Hinblick
auf den Platzbedarf der Bibliothek erbaut wurde. Zu den reich
verzierten Räumlichkeiten gehörten unter anderem zwei
helle Lesesäle sowie ein Arbeitszimmer für den
Bibliotheksleiter, um das ihn so mancher Kollege beneidete. 1872 wurde
die Bibliothek in den Südostflügel des
Gebäudes umgesiedelt. Als dieser 1907 für den Bau der
U-Bahn abgerissen werden musste, wurde sie übergangsweise in
der Domstraße untergebracht.
Das Provisorium währte allerdings länger als geplant,
da im wiederaufgebauten Flügel der Börse kein Platz
mehr für die Bibliothek war. Zwölf Jahre lang war sie
in den feuchten, dunklen und unbeheizten Häusern der
Domstraße untergebracht, bis 1919 endlich ein Flügel
des Johanneums am Speersort bezogen werden konnte. 1939 musste die
Commerzbibliothek einen Teil ihrer Flächen an die
Stadtbibliothek abgeben und lagerte Teile ihrer Bestände in
den Keller der Neuen Börse aus. Dies erwies sich im Nachhinein
als Glücksfall, da 1943 das Gebäude des Johanneums
und mit ihm die gesamte Bibliothek durch Bomben zerstört wurde.
Die Neue Börse blieb verschont – und so kam die
Commerzbibliothek nach 36 Jahren zurück an den Adolphsplatz.
Die Arbeitsbedingungen damals waren schwierig, weil nur ein einziger
Raum zur Verfügung stand, der zugleich Lesesaal und
Büro für die Mitarbeiter war. Fast zwanzig Jahre
sollte es dauern, bis die Commerzbibliothek wieder einmal umzog, und
zwar in den Westflügel des Börsengebäudes,
wo sie bis heute zu finden ist.
Der geplante Umbau wird viel Neues bringen, die Leser dürfen
sich auf eine Commerzbibliothek freuen, in der das Arbeiten und
Schmökern noch mehr Spaß machen wird.
Während einer mehrwöchigen Schließungsphase
wird die Bibliothek modernisiert und komplett neu gestaltet, damit sie
den Bedürfnissen ihrer Leser und ihrer Rolle als
Hochschulbibliothek der HSBA noch besser gerecht wird. Es werden
Gruppen- sowie Einzelarbeitsplätze eingerichtet und der
Lesesaal vergrößert, zudem wird die Bibliothek
künftig verstärkt auf elektronische Medien setzen.
Nach dem Umbau wird es Führungen durch die
„neue“ Commerzbibliothek geben.
hamburger wirtschaft, Ausgabe Februar 2010