Serie: Plenarwahl 2011
Im Plenum schlägt das Herz der Wirtschaft
Die Richtlinien der Arbeit der
Handelskammer bestimmt das Plenum. Dessen demokratisch
gewählte Mitglieder repräsentieren die gesamte
gewerbliche Wirtschaft. Im Januar 2011 wird das Plenum neu
gewählt.
Die Handelskammer wird mit vielen Attributen versehen. Die einen sehen
in ihr die „Stimme der Wirtschaft“, andere sprechen
von „außerparlamentarischer Opposition“
oder gar von der „heimlichen Regierung Hamburgs“.
Dies hat zum einen mit der Lage des Gebäudes zu tun, an dessen
Rückseite das Rathaus liegt – nicht umgekehrt -, und
zum anderen spielen diese Bezeichnungen natürlich auf die
wirtschaftspolitische Rolle an, die die Handelskammer in Hamburg
einnimmt.
Wer aber ist „die Handelskammer“
überhaupt, die ehrenamtlich engagierte Unternehmer und viele
Mitglieder gern als „unsere Handelskammer“
bezeichnen? Wie kommen die Positionen der Handelskammer zustande
– und wie sind sie legitimiert? Das Bundeskammergesetz
überträgt den Industrie- und Handelskammern die
Aufgabe, das Gesamtinteresse der regionalen Wirtschaft wahrzunehmen.
Das ist bei rund 160 000 Mitgliedsunternehmen in Hamburg leichter
gesagt als getan und bedarf eines demokratischen
Meinungsbildungsprozesses. Aus diesem Grund sieht die Satzung der
Handelskammer vor, dass das Plenum der Handelskammer alle drei Jahre
von den Hamburger Unternehmen zu wählen ist, wobei jedes
Unternehmen eine Stimme hat.
Das gewählte Plenum bestimmt die Richtlinien der Kammerarbeit.
Es ist das demokratisch legitimierte Herz der Wirtschaft Hamburgs.
Seine Mitglieder repräsentieren die gesamte gewerbliche
Wirtschaft. Sie bringen dabei die Kenntnisse und Interessen ihrer
Branche mit in die Diskussion ein, ohne allerdings nur ihr Firmen- oder
Brancheninteresse zu vertreten. Alle versuchen vielmehr,
abwägend und ausgleichend Entscheidungen im Sinne des
Gesamtinteresses aller Gewerbetreibenden in Hamburg zu treffen. Im
Einzelfall können diese Entscheidungen sehr wohl den eigenen
oder den Brancheninteressen zuwiderlaufen.
Bei der Wahl zum Plenum treten die Kandidaten in ihrer Wahlgruppe
für ihre Branche an. Die Satzung der Handelskammer sieht elf
Wahlgruppen vor, in denen bei der kommenden Wahl 55 Plenarmitglieder
gewählt werden. Die Anzahl der zu wählenden
Plenarmitglieder je Wahlgruppe wird nach einem vom Plenum festgelegten
Schlüssel bestimmt. Ziel ist es, die Hamburger Wirtschaft
möglichst gut abzubilden.
Im Einzelnen gehen in die Bestimmung der Anzahl der Sitze je Wahlgruppe
vier Kriterien mit folgender Gewichtung ein: mit 50 Prozent der
Gewerbeertrag, mit 25 Prozent die Anzahl der Unternehmen, mit 20
Prozent die Zahl der Mitarbeiter und mit 5 Prozent die Anzahl der
Auszubildenden. Die zugrunde liegenden Daten orientieren sich jeweils
am Durchschnitt der letzten drei Jahre.
Jedes Kammermitglied kann in seiner Wahlgruppe kandidieren. Jeder
Wahlvorschlag muss von mindestens 25 Wahlberechtigten der Wahlgruppe
unterzeichnet sein. Die Kandidaten für die Plenarwahl
müssen selbst das Kammerwahlrecht ausüben
dürfen.
Das Plenum kommt zu insgesamt zwölf Sitzungen im Jahr
zusammen. In diesen Sitzungen werden aktuelle Themen diskutiert und
Beschlüsse für die kammerpolitischen Positionen
gefasst, die zuvor gemeinsam mit hauptamtlichen Mitarbeitern der
Handelskammer oder in Ausschüssen erarbeitet wurden. Die
Vielfalt der Themen, mit denen sich das Plenum beschäftigt,
ist groß. Immer jedoch haben sie Relevanz für die
gewerbliche Wirtschaft in Hamburg. Zu den
satzungsgemäßen Aufgaben des Plenums gehört
auch die Wahl des Präsidiums und die Bestellung des
Hauptgeschäftsführers. Es ist damit das zentrale und
demokratisch legitimierte Organ der Handelskammer.
Die nächste Wahl zum Plenum findet im Januar 2011 statt. Die
gewählten Kandidaten werden erstmals im April 2011
zusammenkommen. Im Mai 2011 werden sie das neue Präsidium und
den Präses wählen. Für die
ordnungsgemäße Durchführung der Wahl
wählt das Plenum einen Wahlausschuss, an dessen Spitze der
Hauptwahlleiter steht. Im nächsten Monat, also im Oktober,
wird der Hauptwahlleiter die Wahlfrist sowie Zeit und Ort für
die Einsichtnahme der Wählerlisten bekannt geben. Sein
Wahlaufruf, der auch in der hamburger wirtschaft
veröffentlicht wird, ist der offizielle Startschuss
für die Plenarwahl 2011. Danach können in der
vorgegebenen Frist Wahlvorschläge eingereicht werden.
hamburger wirtschaft, Ausgabe September
2010