Commerzbibliothek
Große Abschlussfeier zum 275. Jubiläum
Mit einer feierlichen
Abendveranstaltung endete das Jubiläumsprogramm der
Commerzbibliothek.
Rund 140 geladene Gäste feierten in der Handelskammer die
Veröffentlichung der Fest- und Denkschrift „Wissen
für die Wirtschaft im Wandel – 275 Jahre
Commerzbibliothek“ sowie die Gewinner des
Kurzkrimi-Wettbewerbs. Mit der Fest- und Denkschrift blicken die
Autoren – allesamt Experten aus Wirtschafts- und
Bibliothekskreisen – in die Zukunft der Commerzbibliothek.
Bei der Podiumsdiskussion beleuchteten die Generaldirektorin
der Österreichischen Nationalbibliothek, Dr. Johanna
Rachinger, der bekannte Volkswirt und politische Berater Prof. Wolfgang
Michalski und das Nachwuchstalent Ronald Kaiser die Themen
E-Books, Aufenthaltsqualität und Professionalität der
Beratung als wichtige Zukunftsfaktoren für die
Commerzbibliothek. Zum jetzigen Jubiläum hatte sich die
Commerzbibliothek von ihren Lesern etwas Kriminelles
gewünscht: einen Mord – natürlich nur
literarisch und für einen Kurzgeschichten-Wettbewerb. Mit
knapp 70 eingesandten Beiträgen wurde dieser Wunsch
erfüllt. Nach Ausschreibungsbeginn wurde im Lesesaal rege
recherchiert: Viele kamen und suchten in alten Zeitungsartikeln,
Bauplänen und Polizeiberichten nach Ideen für ihren
Krimi. Die drei besten Geschichten wurden von einer Jury, die sich aus
Bestsellerautorin Petra Oelker, Handelskammer-Präses Frank
Horch und Bibliotheksleiterin Dagmar Groothuis zusammensetzte,
ausgewählt.
Den mit 275 Euro dotierten ersten Platz belegte Günter
Wessollek mit „Anno 2035“. Wessollek hatte sein
Juweliergeschäft am Großen Burstah und schreibt,
seit er im Ruhestand ist, gern Geschichten. Ein verregneter
Sommernachmittag führte ihn zufällig in die
Handelskammer, wo er vom Wettbewerb erfuhr. Wessollek schreibt
über die betagten, aber immer noch sehr trickreichen
Zwillingsbrüder Herrmann und Claudius. Die beiden Langfinger
begehen wieder einmal einen Antiquitätenraub, und zwar genau
während der Feierlichkeiten zum Abschluss des 275.
Jubiläums der Commerzbibliothek. Es ist Wessolleks
erster Beitrag im Rahmen eines literarischen Wettbewerbs und
somit sein Debüt als geist- und witzreicher Autor.
Mit einem „Mord in der Commerzbibliothek“ aus
Eifersucht belegte Rainer Waeger den zweiten Platz. Er ist
IT-Projektmanager und bezeichnet sich selbst als
„sporadischen Hobbyschriftsteller“. In seinem Krimi
wird das eigentliche Opfer unfreiwillig zum Täter, weil sein
Nebenbuhler die Kontrolle über seine Giftmischerei verliert.
Es geht natürlich um eine Frau – ein klassisches
Motiv.
Für die Drittplatzierte ist das Schreiben seit zehn Jahren
eine große Leidenschaft. Carolyn Srugies, gelernte
Industriefachwirtin, hat als Autorin Talent für historische
Themen. Ihr Rätselkrimi hat einen direkten Bezug zum
Gründungsjahr der Commerzbibliothek. In „Das
verschwundene Erbe des Hieronymus Wieck“ muss ein Buchbinder
sein Leben lassen, weil ein fauler und halb enterbter
Unglückssohn wütend nach dem Gold aus dem
Erbe seines Vaters sucht.
Alle drei Gewinner lasen ihre Beiträge live vor den
Gästen der Abschlussfeier. Im Vorfeld der Abendveranstaltung
hatte die Commerzbibliothek zum „Tag der offenen
Tür“ eingeladen. Über 2 000 Besucher kamen
und fanden unter den 3 000 Flohmarktbüchern das eine oder
andere Schnäppchen. Einige brachten eigene Bücher
mit, um sie von der Buchbinderei Metz begutachten und restaurieren oder
vom Antiquariat Pabel schätzen zu lassen. Bei einer Rallye und
diversen Führungen verteilte sich das Publikum auf
sämtliche Ebenen der Commerzbibliothek und hatte zahlreiche
Einblicke hinter die Kulissen. Der anderthalb Quadratmeter
große Kuchen des Buffets hatte die Form eines Buches. Die
Handelskammer-Maskottchen Neptun und Merkur sorgten bei Groß
und Klein für Freude.
Insgesamt blickt die Commerzbibliothek auf ein erfolgreiches
Jubiläumsprogramm zurück. Zu Lesungen mit den Autoren
Petra Oelker und Jürgen Petschull sowie mit dem bekannten
Schauspieler Uwe Friedrichsen kamen über 1 200 Besucher. Das
Eventkino „Flexibles Flimmern“ lockte 400
Gäste in die Säle der Handelskammer, und die
Ausstellung zur Geschichte der Bibliothek wurde bis Anfang
Dezember rege besucht.
hamburger wirtschaft, Ausgabe
Dezember
2010