Infrastruktur
Was halten Sie von Google Street View?
Noch in diesem Jahr will Google seinen
Straßenpanoramadienst „Street View“ in Deutschland
einführen – und löste damit hitzige Diskussionen aus.
Auch von Hamburg wird es bald eine dreidimensionale Rundumsicht im
Internet geben. Die hamburger wirtschaft wollte wissen, wie Unternehmer
das Angebot bewerten.
„Google Street View sollte sich auf den Straßenblick aus
der Mittelperspektive beschränken. Das wäre auch der typische
Blick eines Passanten. Das lückenlose Abfilmen von Türen,
Vorgärten und Fenstern aus der Parallelperspektive, die
automatische Zuordnung zu Personen, Adressen und Firmenprofilen sowie
die weltweite Publikation überschreiten alle bisherigen Grenzen
der informationellen Selbstbestimmung und lassen jene
Zurückhaltung vermissen, die wir von jedem anderen Besucher einer
Stadt erwarten würden.“
Mario Bloem (48), Stadtplaner/d-plan Deutsche Planungs- und Beratungsgesellschaft für Stadtentwicklung mbH
„Gerade für unsere Branche ist Google Street View ein
interessantes Serviceangebot. Unsere Kunden haben damit die
Möglichkeit, sich schnell und unverbindlich ein Bild von einer
angebotenen Immobilie und der unmittelbaren Umgebung zu machen.
Potenziellen Immobilienverkäufern raten wir daher, auf keinen Fall
Widerspruch gegen die Veröffentlichung in Google Street View
einzulegen. Ich denke nicht, dass das Persönlichkeitsrecht eines
Menschen verletzt wird, wenn im Internet die zur Straße gelegene
Fassade seines Wohnhauses abgebildet wird. Die aktuelle Aufregung halte
ich für übertrieben und für nicht angebracht in einem
globalen, ganzheitlich kommunizierenden Zeitalter.“
Jens-Hendrik Haferkamp (35), Geschäftsführender Gesellschafter Haferkamp Immobilien GmbH
„‚Wasch mich, aber mach mich nicht nass!’ Sehr
gern schaue ich mir mit Google Earth Gegenden und Häuser aus
völlig unverfänglichen Gründen an. Mit Google Street
View würde ich das ebenfalls gern tun. Doch auch mein eigenes Haus
dort ausstellen lassen? Sicher, das ist gewöhnungsbedürftig.
Aber von meinem Haus kann jeder aktuelle Fotos machen, von der
Straße aus ist es sozusagen öffentlich. Und auch ich
‚google’ regelmäßig und profitiere damit vom
Angebot des Unternehmens: der digitalen Bereitstellung von
Informationen für jedermann. Das läuft bereits seit Langem
weltweit und ist wohl unumkehrbar. Meine Meinung: Ich habe nichts zu
verbergen und freue mich, dass das Google-Angebot mit Street View bald
erweitert wird.“
Carsten Klauer (48), Geschäftsführender Gesellschafter der Power Personen-Objekt-Werkschutz GmbH
„Grundsätzlich bin ich gegen alles, was die
Privatsphäre des Menschen auch nur ansatzweise verletzen
könnte. Für mich ist das Internet Fluch und Segen zugleich.
Als Informationsmedium nicht mehr wegzudenken, und Google Maps zum
Beispiel finde ich sehr gut. Aber für mein Empfinden geht man mit
Google Street View einen Schritt zu weit. Zumindest solang nicht
sichergestellt ist, dass Personen und beispielsweise Autokennzeichen
sowie weitere persönliche Merkmale in jedem Fall unkenntlich
gemacht werden.“
Brigitte Wirsig (58), Geschäftsführerin Derpart Reisebüro Koch Übersee GmbH
„Hagenbeck steht Google Street View durchaus positiv gegenüber. Die Möglichkeiten sind
neu, einzigartig und zukunftsorientiert. In vielen Ländern hat
sich Google Street View bereits etabliert, nur bei uns ist die Skepsis
größer als die Neugierde – schade! Ich möchte
diesen neuen Dienst auch für unseren Tierpark nutzen. Daher hat
sich der Tierpark Hagenbeck bereits an Google Street View beteiligt.
Wir freuen uns auf die attraktive Bildstrecke, die unseren Park mit
seinen exotischen Tieren zeigt. Besucher sind darauf nicht zu
sehen.“
Joachim F. Weinlig-Hagenbeck (54), Geschäftsführer der Tierpark Hagenbeck gGmbH
„Ich bin fest davon überzeugt, dass wir im
täglichen Leben von den Möglichkeiten im Internet – sei
es zu Hause oder unterwegs – in der Zukunft noch mehr profitieren
werden. Und wir sollten sie nutzen und vorantreiben, weil sie unser
Leben, sowohl privat als auch geschäftlich, einfacher machen. Aus
diesem Grund hat mich die große Diskussion um Google Street View
schon sehr überrascht, denn das Angebot ist in anderen
Ländern wie zum Beispiel Großbritannien sehr akzeptiert.
Trotzdem sollte natürlich jeder die Möglichkeit haben, zu
bestimmen, was mit seinem Bild im Internet passiert.“
Lutz Schüler (42), CEO von Hansenet
Die veröffentlichten
Aussagen sind privater Natur und ihre Auswahl Ergebnis einer
nicht-repräsentativen Umfrage.
hamburger wirtschaft, Ausgabe Oktober
2010