Hamburgensien
Rückblick
Erlebte Geschichte
Kneipen betrieben damals einen „Ausspann“ für Pferde,
die Wasser und Futter erhielten, während die Kutscher Bier
tranken, erinnert sich Peter Jensen an seine Kindheit Ende der
1920er-Jahre im Stadtteil Rotherbaum. Damals wurden
Straßenlaternen noch mit langen Stangen vom Laternenanzünder
in Betrieb gesetzt und Rundstücke und Milch morgens vor die
Haustür geliefert. Der Nationalsozialismus veränderte das
Alltagsleben, das pseudomilitärisch organisiert wurde. Der Autor,
Jahrgang 1924, beschreibt informativ und unterhaltsam ihn prägende
Erlebnisse sowie den jeweiligen Zeitgeist vor, während und nach
dem Zweiten Weltkrieg. Nach russischer Kriegsgefangenschaft studierte
er Medizin und arbeitete als Internist in Hamburg.
Peter Jensen: „Zeiten-Zeugnis: Erlebtes 1928–1958“;
Konkret Literatur Verlag; Hamburg 2009; 302 Seiten; 19,90 Euro.
Nordstaat
Soll Hamburg fusionieren?
„Wer braucht den Nordstaat?“ ist eine Frage, die immer
wieder diskutiert wird. Unter dem gleichnamigen Titel ist eine
Aufsatzsammlung erschienen, die einen Überblick über die
vielen Facetten einer möglichen Länderneugliederung im Norden
Deutschlands gibt. Finanzielle Zwänge und wachsender Wettbewerb
zwischen großen Wirtschaftsregionen sprechen dafür,
kulturelle und landsmannschaftliche Eigenheiten dienen oft als
Gegenargumente. 27 Autoren aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft
liefern Beiträge aus ihrer jeweiligen Perspektive. Für
Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Prof. Hans-Jörg
Schmidt-Trenz zum Beispiel ist eine gesamtstaatliche
Länderneuordnung auf längere Sicht unausweichlich.
Michael Neumann (Hrsg.): „Wer braucht den Nordstaat?“; BoD GmbH Norderstedt; Hamburg 2010; 260 Seiten; 16,90 Euro.
Historie
Hamburger in Lateinamerika
Die Gründung der Hamburger Universität wurde wesentlich durch
das Interesse an außereuropäischen Regionen beeinflusst
– befördert durch die Kaufmannschaft. Enge Kontakte bestehen
dabei zum lateinamerikanischen Kontinent. 2008 boten Handelskammer,
Universität und Lateinamerika Verein eine Vortragsreihe an, in der
Historiker Hamburger Unternehmen, Händler und Wissenschaftler
vorstellten, die zur Vertiefung der Beziehungen beigetragen haben. Die
jetzt in einem Sammelband veröffentlichten Beiträge befassen
sich unter anderen mit den Südamerika-Unternehmungen der Reederei
Laeisz und den Aufzeichnungen eines Kaufmanns kurz nach der
Unabhängigkeit Perus.
Jörn Arfs, Ulrich Mücke
(Hrsg.): „Händler, Pioniere, Wissenschaftler. Hamburger in
Lateinamerika“; LIT Verlag; Münster 2010; 118 Seiten; 14,90
Euro.
Stadtführer
Eine Zeitreise
Jede Stadt schreibt ihre Geschichten. Geschichten von Menschen und
Ereignissen, die Orten eine besondere Bedeutung verleihen. Viele von
ihnen geraten in Vergessenheit und warten darauf, wieder ausgegraben zu
werden. Olaf Irlenkäuser nimmt uns mit auf eine Reise durch die
Hansestadt und ihre Vergangenheit, er zeigt ihre verborgenen
Plätze und erzählt deren Geschichten. Auch wer die
Elbmetropole gut kennt, kann mit Irlenkäuser Neues entdecken und
zugleich viel über die alte Hansestadt lernen. „99 Orte in
Hamburg“ ist kein klassischer Reiseführer, sondern Zeitreise
und Entdeckungstour in einem.
Olaf Irlenkäuser: „99 Orte in Hamburg“; Culturcon Medien; Berlin?/?Wildeshausen 2010; 140 Seiten; 11,95 Euro.
hamburger wirtschaft, Ausgabe Oktober
2010