Wirtschaft hautnah
NDR live aus Hamburg
Bei der fünften Ausgabe der Leseraktion
„Wirtschaft hautnah“ warfen neun Teilnehmer einen Blick
hinter die Kulissen des NDR Fernsehens.
Bis zu 3000 Nachrichtenmeldungen laufen täglich über die
Bildschirme der Tagesschau-Redakteure. Auf elf Konferenzen pro Tag
besprechen sie die aktuellen Geschehnisse, entscheiden immer wieder
neu, welche Themen mehr und welche weniger relevant sind. Insgesamt 100
Redakteure arbeiten
für Tagesschau, Tagesthemen, Nachtmagazin und Wochenspiegel im Schichtdienst, einen Dienstschluss gibt es nicht.
Die neun Teilnehmer der Leseraktion „Wirtschaft hautnah“
stehen im Regieraum von Deutschlands beliebtesten Nachrichtensendungen.
Überall bunte Schalter, Knöpfe in unterschiedlichsten
Größen und jede Menge Bildschirme. Gleich nebenan, durch
eine Glaswand abgetrennt, liegt das blaue Studio, das der Zuschauer nur
aus dem Fernsehen kennt.
NDR-Mitarbeiter Jörn Behrens zeigt den „Wirtschaft
hautnah“-Gästen den Teleprompter – ein Monitor, der
direkt unter dem Kameraobjektiv angebracht ist. Von ihm lesen die
Nachrichtensprecher ihre Texte ab, wobei es so aussieht, als
trügen sie frei vor und schauten dem Zuschauer daheim direkt in
die Augen. Für den Fall, dass einmal die Technik versagt, hat
jeder Moderator auch alles auf Papier vor sich liegen. „Nur bei
der Tagesschau um 20 Uhr wird aus Traditionsgründen immer vom
Zettel abgelesen“, erzählt Behrens. Als sich
„Wirtschaft hautnah“-Teilnehmer Markus Manke zum Spaß
einmal selbst hinter den Moderationstresen stellt, erscheint er
sogleich auf dem Bildschirm. Im Hintergrund ist ein Foto von
Fußballbundestrainer Joachim Löw eingeblendet. „Wie
wird man eigentlich Moderator?“, fragt Regina Besche, die
ebenfalls zur neunköpfigen Besuchergruppe gehört. „Ganz
einfach ist das nicht“, antwortet Jörn Behrens. „Die
Sprecher müssen über alle Themen sehr gut Bescheid wissen
– von der Urananreicherung im Iran bis hin zur
Bürgermeisterwahl um die Ecke.“
Dann betritt Moderatorin Susanne Stichler, die an diesem Tag die
Nachmittagsausgabe der Tagesschau moderiert, das Studio. Sendebeginn
ist um 15 Uhr, und es bleiben nur noch wenige Minuten. Doch
Lampenfieber scheint Stichler nicht zu kennen. Sie begrüßt
die „Wirtschaft hautnah“-Gäste und ist sogar noch zu
Scherzen aufgelegt.
In den Fernsehstudios des Norddeutschen Rundfunks in Lokstedt werden
neben Tagesschau und Tagesthemen auch noch viele andere Sendeformate
produziert – vom Satiremagazin Extra 3 über die NDR Talkshow
bis hin zur serviceorientierten Nachmittagsunterhaltung. Um als
Studiogast bei einer Sendung live dabei sein zu können, muss der
Interessent oft lange warten. Bei der NDR Talkshow zum Beispiel, dem
Klassiker deutscher Fernsehunterhaltung, kann es schon mal drei Jahre
dauern.
Beim Fernsehen läuft vieles über schöne Optik. Damit das
auf dem Fernsehschirm auch zu sehen ist, kommt es auf die richtige
Studiobeleuchtung an. Und so baumeln von den Decken Hunderte von
Scheinwerfern, die alle von Hand eingestellt werden. „Für
einige Sendungen kann das bis zu vier Stunden dauern“, sagt
Behrens. „Das ist viel Arbeit, aber zuverlässiger als
motorbetriebene Scheinwerfer.“ In nur wenigen Studios werden
täglich unterschiedlichste Formate produziert. Dafür
müssen Dekoration, Beleuchtung und Möblierung jeweils
geändert werden.
Etwa 1300 Menschen, darunter Bild- und Tontechniker sowie Reporter und
Maskenbildner, arbeiten beim NDR Fernsehen in Hamburg. Da Formate wie
die Tagesschau live gesendet werden, bleibt wenig Zeit, und jeder
Handgriff muss sitzen. Und am Ende gelingt es wieder: Der
Fernsehzuschauer kann sich daheim entspannt auf dem Sofa
zurücklehnen. Er weiß ja nicht, dass es hinter den Kulissen
immer weitergeht.
hamburger wirtschaft, Ausgabe Oktober
2010